Wenig Erhellendes bei der Podiumsdiskussion (mit nur einem Referenten) der Wiesbadener-Casinogesellschaft zum Stadtmuseum am 15.12.2014. Doch das Schicksal des Stadtmuseums in dieser Form war zu dieser Zeit bereits besiegelt. Während rund 200 Menschen mit großem Interesse und niedriger Erwartung Architekt Jahn lauschten (er sprach schwer verständlich) hatten sich die Fraktionsspitzen der Großen Koalition am gleichen Abend bereits geeinigt, angesichts immer geschlossenerer Fronten das Projekt in dieser Form und als Mietmodell aufzugeben. Doch bleiben wir bei der letzten Veranstaltung zum Stadtmuseum nach Wünschen der Großen Koalition und der OFB.
Fragen zur Finanzierung wurden von Beginn an geblockt, es durfte nur um die Gestaltung gehen und direkte Fragen dazu an den Architekten Helmut Jahn. Zur inneren Aufteilung und Tauglichmachung fĂĽr die Nassauischen AltertĂĽmer vermochte Herr Jahn wenig zu sagen, dafĂĽr hat man ein auf Museen spezialisiertes BĂĽro engagiert. Auf die Nachfrage, wer das bezahlt, OFB oder die Stadt, wurde wieder nur darauf hingewiesen, dass zu finanziellen Dingen nichts beantwortet wird.
Stolz ist Herr Jahn auf die großen Ausstellungsräume mit 32 mal 27 Metern bei einer Deckenhöhe von 9 Metern. Angesichts dessen, dass das größte Exponat keine 4 Meter misst, fragt man sich, wozu diese hohen Räume und mit was sollen sie gefüllt werden?
Frau Scholz saß in der ersten Reihe und sagte – NICHTS.
Unser Eindruck: Es wurde vorher klar vereinbart, dass nur zur Architektur Fragen zugelassen werden. Vermutlich hat sich das Herr Jahn bzw. die OFB ausbedungen, denn die Mitglieder der Casino-Gesellschaft, mit denen wir sprachen, sind über den ganzen Vorgang genauso empört wie die Kulturschaffenden.
Wenn man zwischen den Zeilen liest, hört man das auch aus der Einführung durch den Vorsitzenden der Casino-Gesellschaft, Herrn Georg Schmidt-von Rhein, heraus. Denn in seinen einleitenden Worten stellte er die Bedeutung des Standorts klar und den Kontext zur Bewerbung Wiesbadens um den Weltkulturerbestatus des Historischen Fünfecks.
Ein klarer Seitenhieb zum geplanten Bau, doch immerhin ist es der Casino-Gesellschaft gelungen, Herrn Jahn in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Verkaufen konnte er sich und seinen Entwurf nur bedingt.
Wie auch, ganze sechs Stunden ging er nach eigenem Bekunden im Frühjahr 2013 mit dem Geschäftsführer der OFB durch Wiesbaden, eine Stadt, die er nie zuvor besucht hatte, um das aus seiner Sicht passende “Ausstellungsgebäude”, mehr Kunsthalle denn für hiesige Zwecke geeignetes Museum, zu entwerfen.
“Was Wiesbaden fehlt, ist eine Geschichte der modernen Architektur.”
Was Herr Jahn nicht zu verstehen scheint, ist, dass Wiesbadens Geschichte gerade der Historismus ausmacht und moderne Architektur diesen in Wiesbadens Stadtmuseum zumindest punktuell aufgreifen, wenigstens aber nicht in totalem Kontrast dazu stehen und die Räume für eher kleinteilige Ausstellungen geeignet sein sollten.
Die wichtigen Fragen, die den Bürgern auf den Nägeln brennen, bleiben nach wie vor unbeantwortet. Nur ein erhellendes Faktum kam zutage:
“Das Dach ist ein Freiraum” aus Gitterosten. “Wenn es regnet oder schneit, fällt es durch.” Ein Raunen ging an dieser Stelle durch den Saal, zumal ja vorher und immer wieder der Aufenthaltscharakter unter dem “auskragenden Dach” und dem angeschlossenen Café im Erdgeschoss hervorgehoben wurde.
Vom Regen in die Traufe also im Sommer wie im Winter? Wozu dann eigentlich ein solch riesiges Dach, wenn es nichts darunter vor der Witterung zu schützen vermag, werden sich viele Zuhörer gefragt haben.
Wir auch.
Gut, dass uns das erspart geblieben ist.