Mehr als 150 Jahre Industriegeschichte haben die chemischen Werke Kalle und Albert
in Wiesbaden geprägt. Aus den Ursprüngen vielfach gewandelt in der Höchst AG, und mit
deren Umbau in anderen Betrieben aufgegangen, sind sie heute in erster Linie
Namensgeber für den größten chemischen Standort Wiesbadens als Industriepark Kalle-Albert,
betrieben durch die Infraserv GmbH und Co. Wiesbaden KG
deren Umbau in anderen Betrieben aufgegangen, sind sie heute in erster Linie
Namensgeber für den größten chemischen Standort Wiesbadens als Industriepark Kalle-Albert,
betrieben durch die Infraserv GmbH und Co. Wiesbaden KG
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Historischer Exkurs
Die frühere Albertstraße durchzieht das Areal von der Kasteler Straße bis zum Rheinufer und stellt nach wie vor die Grenze zwischen Biebrich im Westen und Amöneburg im Osten dar. Historisch bedeutsamer als heute da bekanntlich beide Ortsteile zur Landeshauptstadt Wiesbaden gehören. In der Gründerzeit der Unternehmen grenzte an dieser Stelle Hessen-Darmstadt an das Herzogtum Nassau. In unserer Frühjahrsausgabe stießen wir bei den Recherchen zu unserem Artikel über Wiesbadens Mühlen auf den eigentlichen Ursprung der Chemischen Werke Albert in der Lohmühle an der Erich-Ollenhauer-Straße in Biebrich. Schon bald nach der Gründung 1858 als Düngemittelfabrik, betrieben durch die Wasserkraft des Mosbachs, wurde wegen des wirtschaftlichen Erfolgs, aber auch wegen der Beschwerden der Nachbarschaft (die Mühle bekam seinerzeit den Spitznamen „Stinkhütt“ und die Wasserqualität stromabwärts wurde arg bescheiden) eine Expansion an anderer Stelle notwendig.Â
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Naserümpfender Herzog
Die damalige Nassauische Verwaltung zeigte sich jedoch wenig hilfreich bei der Suche nach einem neuen Standort. Eine chemische Fabrik stach wohl unziemlich in herzogliche Nasen, denn der Mosbach mit dem Abwasser der Lohmühle floss auch durch den Schloßpark. So entschieden sich die Unternehmensgründer, ihren Betrieb am heutigen Standort am Rhein, besser schiffbar zudem und ganz nahe gelegen, neu anzusiedeln. Steuern gingen fortan am Herzogtum Nassau vorbei. Lange Zeit blieb Amöneburg die Grenze, später auch zu Mainz, bis nach der Neuordnung der Länder nach dem Zweiten Weltkrieg Amöneburg, Kastel und Kostheim Wiesbaden zugeschlagen wurden.
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Die Chemische Fabrik Kalle & Co. dagegen war ein altes Biebricher Gewächs auf der anderen Seite der Straße und der Landesgrenze. Sie wurde 1863 durch Wilhelm Kalle gegründet, zwei Jahre nach der Neuansiedlung von Albert. Kalle produzierte zunächst Farben, dann auch Pharmazeutika.
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Stadtteilprägung
Beide Unternehmen haben die am Rhein gelegenen südlichen Stadtteile Wiesbadens lange und bis heute geprägt. Wohl jeder zweite Arbeiter und Angestellte der Region „schaffte“ bei Kalle, Albert oder Dyckerhoff, einige hundert Meter weiter. Die heutige Rudolf-Dyckerhoff-Straße wie auch die Fritz-Kalle-Straße waren Wohnsiedlungen, in erster Linie durch die namensgebenden Werke errichtet. Die Arbeiter nannten sich nicht ohne Stolz, „Kalleaner“, oder „Albertaner“.Â
Lange Zeit die größten Arbeitgeber Wiesbadens, waren die Industrieansiedlungen für Biebrich am Rhein, zu Beginn des 20. Jahrhunderts eigenständige Stadt, zugleich Fluch und Segen. Biebrich war bis auf die Kalle-Werke noch wenig gesegnet durch Gewerbe und Industrie, eher durch Handwerk geprägt, aber trotzdem Arbeiterstadt geworden und hatte kurz vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise zudem viele Kriegsheimkehrer zu versorgen. Doch die Steuern flossen überwiegend auf die andere Rheinseite.Â
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Biebrich am Rhein wird Wiesbaden-Biebrich
Spätestens mit diesen zusätzlichen Belastungen und durch die niederliegende Industrie nach dem Ersten Weltkrieg drohte der Stadt Biebrich die Pleite. 1926 blieb ihr und auch Schierstein nichts anderes übrig, als unter Wiesbadens Fittiche zu schlüpfen und sich eingemeinden zu lassen. So bekam Wiesbaden seinen ersten Zugang zum Rhein. Dort war noch Kapital aus der Epoche der Weltkurstadt vorhanden, reiche Beamte und Industrielle prägten das Stadtbild und siedelten sich gerne am Fluss an.
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Die Geschichte von Kalle-Albert
1858 Gründung von Albert durch Heinrich Albert
(Düngemittel)Â
(Düngemittel)Â
1863 Gründung von Kalle durch Wilhelm Kalle (Farben)
1953 Anschluss von Kalle an die Farbwerke Hoechst AGÂ
1974 Die Chemischen Werke Albert werden zum
Hoechst AG Werk AlbertÂ
Hoechst AG Werk AlbertÂ
1989 Zusammenlegung zum Hoechst AG Werk
Kalle-Albert
Kalle-Albert
1997 Gründung des Industrieparks Kalle-Albert und
InfraServ WiesbadenÂ
Chemische Industrie im Wandel der ZeitÂ
Beide Unternehmen, Kalle und Albert, begannen ihre Produktion mit völlig unterschiedlichen Ausgangsstoffen und Zielsetzungen, dehnten ihr Angebot jedoch stetig aus, auch auf Kunstharze, Pflanzenschutz- und Arzneimittel (Albert), während Kalle neben Farbstoffen und synthetischen Heilmitteln seit den 1940er Jahren vermehrt Kunststoff-Folien produzierte. 1928 bereits kam „Cellophan“ auf den Markt, über Generationen begriffsgebend für alles, was foliengleich war, wenn auch noch eher unelastisch knisterte. Erste Kunstdärme wurden daraus hergestellt und sogenannte nahtlose Wursthüllen. In diesem Segment ist die heutige Kalle GmbH (gegründet 1995 als Kalle Nalo GmbH) Weltmarktführer und stellt Wursthüllen auf Viskose-, Polymer- und Textilbasis her sowie Schwammtücher auf Basis von Cellulose und Baumwollfasern.Â
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Hoechst – interessant
Die ursprünglichen Farbwerke Hoechst, in denen Kalle und Albert letztlich aufgingen, begannen ebenfalls 1863 im nassauischen Höchst am Main mit der Produktion und wurden schnell zum Weltunternehmen. Wie auch Kalle fusionierte Hoechst 1925 mit weiteren Unternehmen zur IG Farbenindustrie AG, mit unrühmlicher Geschichte: Zwangsarbeit und Produktion von Zyklon B, eingesetzt zur Massenvernichtung in Konzentrationslagern während der Zeit der Nazidiktatur. Anfang der 1950er Jahre erhielten die Unternehmen durch Entflechtung wieder ihre Eigenständigkeit zurück.
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Mit der Neuausrichtung der Hoechst AG ab 1994 wurde das Unternehmensgefüge vollständig verändert. Aus früheren Standorten wurden Industrieparks (Industriepark Hoechst, Industriepark Kalle-Albert und weitere), bei denen mehr die Dienstleistungen als Vermieter der Infrastruktur als die Produktion selbst im Vordergrund standen. Aus Hoechst wurde durch Zusammenschluss mit Rhône Poulenc der Pharmakonzern Aventis (heute Sanofi), während die verbliebene Chemieproduktion in die Celanese AG und Clariant abgespalten wurde. Teilbereiche von Clariant übernahm später das größte japanische Chemieunternehmen Shin Etsu, nun eine der größten Produktionsfirmen im heutigen Industriepark Kalle-Albert. Zehn Jahre nach Beginn des Umbaus verschwand Ende 2004 der Name Hoechst als eigenständiges Unternehmen endgültig aus dem Aktienindex und der Öffentlichkeit.
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InfrasServ – voller Service für sensible Unternehmen
Zehn Kilometer Bahngleise, 75 Unternehmen und Betreiberfirmen mit rund 5.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern be-herbergt das Gelände auf fast einem Quadratkilometer Fläche. Mehr als 100.000 Quadratmeter Büro- und Laborfläche stehen zur Verfügung. Mieter von Gebäudeteilen sind zum Beispiel auch das Sozialamt der Stadt und das Zollamt, sowie StartUps oder kleine Labore. Im Kern aber spielt die chemische Industrie die Hauptrolle. Die InfraServ Wiesbaden selbst erbringt mit ihren 860 Mitarbeitern nicht nur technische Dienstleistungen und sichert den Betriebsablauf auf dem Gelände nach innen und außen ab, auch als IT-Dienstleister steht InfraServ den Betreiberfirmen zur Verfügung, versorgt sie mit Energie und managt Abwasser und Entsorgung. Auch die Lagerwirtschaft, das Personalmanagement, die Aus- und Weiterbildung in drei Berufsgruppen und 20 Berufen kann von den Standortfirmen als Serviceleistung in Anspruch genommen werden. Â
Werkssicherheit und Perimeterschutz
Dass nicht nur die Arbeits- und Betriebssicherheit auf dem Gelände, sondern auch das Risiko der Betriebsspionage sowie eine hypothetische Anschlagsgefahr eine große Rolle spielen, merkt man bei jedem Besuch des Industrieparks Kalle-Albert. Besucher kommen nur von der Kasteler Straße auf das Werksgelände und erhalten nach Registrierung und Abholung durch einen befugten Mitarbeiter einen Besucherausweis. Der sogenannte Perimeterschutz sieht insbesondere bei Freilandanlagen größeren Ausmaßes personelle und organisatorische Schutzmaßnahmen und Objektsicherungen vor. Neben der äußeren Umfriedung wird das gesamte Werksgelände von Kameras überwacht. Getrennte Zugangsberechtigungen, je nach Betriebszugehörigkeit und Aufgabe, sind eine logische Folge und chipgesteuert in den Ausweisen eingearbeitet. Dies gilt für Zugänge, Ausgänge, Lkw-Verladerampen und sonstige sensible Bereiche. Fremdhandwerker wie Besucher erhalten besonders gekennzeichnete Ausweise.
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Werksfeuerwehr
Allein 45 Berufsfeuerwehrleute, die in Rundumschicht 365 Tage im Jahr verfügbar sind, beschäftigt InfraServ Wiesbaden. Sie sind das Herzstück des auf chemisch-technologische Produktionsbetriebe ausgerichteten Industrieparks. Alle Feuerwehrleute haben eine Spezialausbildung hinsichtlich des Erkennens und Umgangs mit chemischen Stoffen und Gefahrklassen. Im Falle des Falles definiert der Einsatzleiter schnellstmöglich die Form des Einsatzes und nimmt eine erste Lagebeurteilung vor. Eine enge Zusammenarbeit mit den umliegenden Feuerwehren ist obligat.
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Knapp an einer Katastrophe vorbei
Im Oktober 2000, beim letzten großen Unglück auf dem Werksgelände, zeigte sich, dass das Alarm- und Informationssystem funktioniert. Ein Tank einer Fertigungsanlage für Kunstharze explodierte und im Umkreis von zehn Kilometern zitterten die Scheiben. Der ganze Bereich wurde zum Flammenmeer und Anlagen im Wert von 100 Millionen Mark brannten ab. Die Werkfeuerwehr ist nach einer Minute da, der ausgelöste Generalalarm brachte alle umliegenden Wehren schnell vor Ort zusammen, auch die Mainzer Feuerwehr und freiwillige Wehren von Idstein bis Rüdesheim machten sich sofort auf den Weg. Nur durch den Einsatz von 200 Feuerwehrleuten und 15 Wasserwerfern konnte die Explosion großer Tanks mit 60.000 Litern hochexplosiven Lösungsmitteln verhindert werden. Kilometerlange Leitungen zum Rhein wurden verlegt, um den Dauerbeschuss mit Wasser zur Kühlung zu gewährleisten. Eine große Katastrophe konnte gerade noch verhindert werden.Â
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Gefahrstoffmanagement
Alleine 2.000 Palettenplätze im Gefahrstofflager stehen zur Verfügung. Alle sind entsprechend ihrer Gefahrstoffklassen gekennzeichnet und an definiertem Standort untergebracht. Ein Zusammenlagerungsverbot soll unerwünschte Reaktionen im Unglücksfall verhindern. Insgesamt stehen den Betrieben 40.000 Palettenplätze zur Verfügung. Bei einer solchen Ballung von chemischer Industrie befinden sich – wenig überraschend – – zahllose gewässergefährdende wie auch brennbare Stoffe oder Komponenten in den einzelnen etrieben; überwiegend werden doch vergleichsweise harmlose Grundstoffe gelagert.Â
Die sogenannte „Sevesoverordnung“ gilt hier für die Industrie wie auch für die genehmigenden Behörden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Darmstadt und den Umweltschutzbehörden sowie der Bauaufsicht soll nicht nur Informationsaustausch und größtmögliche Sicherheit, sondern auch verträgliche Nutzung bieten. In Bezug auf Umgebung und Nachbarschaft gilt ein Verschlechterungsverbot und somit Verbesserungsgebot.
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Salzbachkanal und BARAÂ
Der Salzbachkanal, Sammelbecken vieler weitgehend unterirdisch verlaufender Wiesbadener Fließgewässer und Quellen, setzt seinen Weg nach den Klärwerken durch den Industriepark in den Rhein fort. Hier wie auch bei den vom Abwasser getrennten Regenwasserkanälen zeigt sich eine weitere Vorsichtsmaßnahme, falls sich durch ein Unglück, welcher Art auch immer, Gefahrstoffe oder kontaminiertes Löschwasser auf dem Betriebsgelände ausbreiten. Grün gekennzeichnet sind die Regenwasserkanäle und deren Deckel und Öffnungen. Hier stehen Tonnen mit Abdichtmaterial bereit, um eine Verunreinigung zu vermeiden, denn die Regenkanäle fließen direkt in den Rhein. Das Abwasser aller produzierenden Firmen hingegen wird über den Rhein zur Petersaue geleitet und dort durch eine hochmoderne biologische Abwasserreinigungsanlage, kurz BARA, gefiltert und gereinigt. 20.000 Kubikmeter schafft die Anlage pro Tag und besitzt damit die Leistungskapazität für eine Großstadt mit mehr als einer Million Einwohnern. Rückhaltebecken auf dem Gelände können im Krisenfall und zum Schutz der biologischen Filterfunktion der Kläranlage 5 bis 6 Stunden Abwasser sammeln, bevor der Betrieb eingestellt werden muss. Wegen dieses hohen Standards hat InfraServ Wiesbaden eine exklusive Einleitgenehmigung für geklärtes Abwasser in den Rhein.
Wenn Ökologie ökonomisch wird
Durch die Einhausung der Klärbecken, als bunte Hauben weithin sichtbar, wird Geruchsbelästigung weitgehend reduziert und zugleich Klärgas nutzbar gemacht und ins eigene Gasnetz eingespeist. Fünf Millionen Kubikmeter werden so erzeugt und an Erdgas eingespart. Dieses Gemisch wird im eigenen Dampfkraftwerk in Prozesswärme in Form von bis zu 500 Grad heißem Wasserdampf bei 70 bar Druck umgewandelt. Über drei Turbinen wird als Koppelprodukt Strom erzeugt. Bis zu 30 MWh (Megawattstunden) könnte die Anlage im Maximum erzeugen. Von den ca. 420 Millionen kWh Strom, den die Betriebe insgesamt pro Jahr verbrauchen, liefern die Dampfkessel etwa 140 Millionen kWh. Gut ein Drittel davon wird mittels Klärgas- und Holzfeuerung regenerativ erzeugt.Â
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Seveso-Störfallverordnung
Nach einem folgenschweren Chemieunfall im italienischen Ort Seveso 1976, bei dem große Mengen Dioxine freigesetzt wurden, wurde die erste sogenannte „Seveso-Richtlinie“ von 1982 durch die EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft als Vorläufer der EU) verabschiedet. Mehrere Folgeverordnungen wurden in deutsches Recht umgesetzt und finden sich heute in zahlreichen Gesetzen und Verordnungen wieder. Sie regeln Informationspflichten und Sicherheitsberichte für Betriebe die bestimmte Mengen gefährlicher Stoffe lagern und verpflichten zu internen und externen Notfallplänen im Störfall. So müssen Sicherheitsmaßnahmen veröffentlicht werden, regelmäßige Inspektionen der Betriebe sind genauso vorgeschrieben wie Meldepflichten von Unfällen. Vor allem aber muss zu Wohn- und Naturschutzgebieten ein angemessener Sicherheitsabstand eingehalten werden. Für bestehende Betriebe und deren Umgebung gab es erhöhte Informationspflichten, da man kaum ganze Betriebe oder auch Wohnviertel umsiedeln konnte. Zugleich bemühte man sich entsprechende Gefahrquellen im Zentrum des Industrieparks anzusiedeln, um den Radius potenziell betroffener Gebiete zu verringern.
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Bauhaus-Hochhaus im Dornröschenschlaf
Dies führt aktuell zu einem Kuriosum im Verwaltungsgebäude von Dyckerhoff, einige hundert Meter südöstlich am Rheinufer gelegen. Der italienische Mutterkonzern Buzzi hat die Verwaltung in andere Gebäude verlagert, seit diesen Sommer steht das Hochhaus leer. Eine gewünschte Nutzung als Hotel oder für Wohnungen, aber auch eine Büronutzung scheidet jedoch durch die Störfallverordnung aus. Was für die vorherige Dyckerhoffnutzung noch übergangsweise möglich war, gilt für eine Nachnutzung nicht mehr. Das denkmalgeschützte Hochhaus im Bauhausstil sieht somit einer ungewissen Zukunft entgegen.
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Überflugrisiko InfraServ Wiesbaden durch US-Militär
Mit der Ansiedlung des Europäischen Hauptquartiers der US-Streitkräfte in Erbenheim wurde in Wiesbaden auch das Überflugrisiko des Industrieparks Thema für Behörden und Politik. 2013 nahm die „Risikoanalyse Industriepark InfraServ und Dyckerhoff“ des von der Stadt beauftragten Gutachters Matrisk auf mehr als 80 Seiten zu Risiken Stellung und empfahl Korrekturen hinsichtlich der Sichtflug- und Instrumentenflugrouten der Airbase. Auch wurden Berechnungen angestellt, ab welcher Anzahl von Flugbewegungen pro Jahr eine Akzeptanzlinie überschritten wird. Da die US Army spezifische Absturzraten sowie die genaue Belegung des Militärflughafens nicht preisgeben wollte, mussten sich die Gutachter auf Abschätzungen von Absturzwahrscheinlichkeiten der zivilen Luftfahrt beschränken. Die meist gewählten Sichtflugrouten der Hubschrauber vom Typ Black Hawk verlaufen weiter östlich etwa auf Höhe der Kaiserbrücke und Mudra-Kaserne und stellen keine Gefahr für die chemischen Betriebe dar. Instrumentenflüge der Starflügler, und somit auch Nachtflüge der Hubschrauber, tangieren das Gebiet jedoch weiterhin.Â
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Zur Risikominimierung wurden Änderungen der Instrumentenflugrouten über das InfraServ-Gelände zugunsten von Sichtflugrouten empfohlen. Inwieweit diesem nachgekommen wurde konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.